„Typisch gibt es bei mir nicht“

In Sibylle Schütz’ Brust schlagen gleich mehrere Herzen: Sibylle ist gelernte Buchhändlerin und hat nach einem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Italoromanistik mehrere Jahre Erfahrung in der Verlagsbranche im Bereich Pressearbeit und Lektorat gesammelt. Inzwischen arbeitet sie als freie Lektorin und ergänzt seit Oktober 2018 das VFLL-Kommunikationsteam. Darüber hinaus ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie und bietet zudem als Massage- und Körpertherapeutin Einzelsitzungen an.

Seit wann bist du freie Lektorin und was hat dich dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen?

Seit wann? Da muss ich erst einmal etwas überlegen. Die Tätigkeit als freie Lektorin hat sich aus meiner Mitarbeit in einer kleinen feinen Presseagentur namens ecofair-pr heraus entwickelt. Diese wird von Bobby Langer geleitet, der wiederum den Kontakt zu Dr. Ursula Ruppert vom Deutschen Lektorenbüro herstellte. Da ich in meinen Anfangszeiten in den Verlagen die Arbeit als Lektorin kennengelernt hatte, sie mir gut gefiel und ich mich auch langsam von der Pressearbeit lösen wollte, bekundete ich mein Interesse an Aufträgen und erhielt diese auch. Das war im Frühling 2016. Es kamen dann im Lauf der Zeit Anfragen von Privatpersonen hinzu.

Hast du bestimmte Schwerpunkte als Lektorin?

Am liebsten lektoriere ich Sachbücher zu Themen, bei denen ich mich gut auskenne. D. h. die sich mit den Bereichen Gesundheit, Alternative Heilmethoden, Psychologie, Psychotherapie und Spiritualität beschäftigen. Doch es gingen auch schon einige studentische Abschlussarbeiten über meinen Schreibtisch. 

Wie organisierst du deinen beruflichen Alltag? Wie trennst du zwischen deinen verschiedenen Standbeinen oder sind die Übergänge fließend – je nachdem, was gerade ansteht?

Sibylle Schütz bei der Körperarbeit

Sibylle Schütz sorgt in der Massagetherapie für Entspannung, (c) Benjamin Spengler

Das ist ganz unterschiedlich. Als ich noch in München lebte, hatte ich als Massage- und Körpertherapeutin verschiedene Arbeitsplätze – in einem Yoga-Studio, in meinem Praxisraum und in einem Privatbad, in dem ich die WasserShiatsu-Sessions gab. Da hatte ich klare Zeiten, in denen dieser Bereich meines Berufslebens dran war. In der übrigen Zeit widmete ich mich den Lektoratsaufträgen. Und ich widmete mich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: der Weiterbildung. Seit 2000 mache ich Aus- und Fortbildungen im Bereich Körper- und Massagetherapie und seit 2012 im Bereich Psychotherapie (tiefenpsychologisch fundierte Therapiemethoden und Körper- und bindungsorientierte Trauma-Therapie).

Hier in Berlin ist alles etwas anders. Es gibt keine festen Zeiten mehr, sondern nur noch fließende Übergänge. Das entwickelt sich noch.

Wie kann ich mir deinen typischen Arbeitstag oder eine typische Arbeitswoche vorstellen?

Typisch gibt es bei mir nicht. Jeder Tag ist anders – und genau das gefällt mir gut! Ich habe eine Teilzeitanstellung in einer kleinen feinen Buchhandlung, in der ich an zwei Tagen in der Woche arbeite. Die Massage- und Körperarbeit ist durch Corona leider seit bald einem Jahr stillgelegt und ich hoffe sehr, dass ich bald wieder dieser schönen Tätigkeit nachkommen darf. Es ist schon sehr bitter, wenn ein Standbein komplett wegbricht.

Die anderen Tage sind angefüllt mit Lektoratsaufträgen, Arbeit im Kommunikationsteam für den VFLL und dem Aufbau meiner psychotherapeutischen Praxis „Geborgenes Sein“. Letzteres fordert mich in den letzten Wochen sehr und ich bin gespannt und neugierig, wie sich dieses Standbein entwickeln wird. Der Bedarf nach Unterstützung und Begleitung ist in diesen Zeiten enorm hoch und ich wünsche mir sehr, dass ich vielen Menschen eine wertvolle und hilfreiche Begleiterin sein werde.

Aus welcher Motivation heraus bist du Körpertherapeutin geworden? Ich stelle mir das als einen schönen Ausgleich zum Schreibtischjob vor.

Sibylle Schütz mit einer Klientin beim WasserShiatsu (Watsu), (c) Thomas Dashuber

Ich habe schon während meines Studiums verschiedenste Arten der Körpertherapie ausprobiert, wusste aus eigener Erfahrung um den Zusammenhang von Körper, Geist und Seele. Als ich dann 2000 nach einer sehr stressigen Stelle arbeitslos wurde und eine ganze Zeit lang keine neue Stelle fand, entdeckte ich WasserShiatsu. Nach einem Einführungswochenende war mir klar: Das will ich lernen, das ist das Schönste auf der Welt, was ich bis dato erfahren habe (das ist übrigens bis heute noch so), das möchte ich anderen geben können. Das war der Einstieg. Mit der Zeit kamen noch verschiedene Massagetechniken dazu und ich machte mich dann mit Pressearbeit und den Körper- und Massagetherapien selbstständig.

Ja, es ist ein genialer Ausgleich zu der ewigen Sitzerei vor dem PC. Und meinem Typ kommt es sehr entgegen. Ich möchte nicht nur Therapeutin, nicht nur Lektorin, nicht nur Buchhändlerin, nicht nur Heilpraktikerin für Psychotherapie sein – ich brauche und liebe diese Abwechslung. Es ist zwar oft auch anstrengend und auch sehr herausfordernd all die verschiedenen Tätigkeiten zu koordinieren, den Fokus zu setzen und einen Überblick zu behalten, doch für mich ist es perfekt. Ich kann mir meist meine Zeit frei einteilen und genieße das sehr. 

Eine deiner Leidenschaften ist neben Wandern und Tanzen das Verreisen in ferne Länder. Hast du einen Tipp gegen Fernweh in dieser Zeit, in der das Verreisen aktuell nicht möglich ist?

Leider nicht, ich kann dazu nur sagen, dass ich wirklich unter der Reisebeschränkung leide. Ich liebe es über alles fremde Länder und Kulturen zu bereisen und zu entdecken und die Schönheit unserer wunderbaren Welt zu genießen. Seit über einem Jahr muss ich meine Reise nach Laos und Kambodscha verschieben und ich habe keine Ahnung, wann ich mir diesen Traum erfüllen kann.

Kannst du uns ein paar Dinge empfehlen, die uns in dieser besonderen Corona-Zeit unterstützen könnten?

Ich glaube, dass viele schon ihre Strategien entwickelt haben, um gut durch diese Phase zu kommen. Doch gerne zähle ich ein paar Möglichkeiten auf, die ich nutze, um bei guter Laune und Gesundheit zu bleiben.

Ich habe zum Beispiel ein Morgenritual, das sich aus Joggen, Yoga, Wechseldusche und Meditation zusammensetzt. Das praktiziere ich jeden Tag — außer an den Tagen, an denen ich früh raus muss. Dann fällt das Joggen weg und alles ist etwas kürzer. Ich bin so viel wie möglich draußen in der Natur, zurzeit tanke ich viel Sonne und treffe Freundinnen zum Spazierengehen. Bewegung ist für mich sehr wichtig, so dass ich neben dem täglichen Joggen viel radle und spazieren gehe und natürlich auch tanze. Manchmal alleine, manchmal auch mit meinen WG-Mitbewohnerinnen. Das macht automatisch gute Laune und das kann ich jeder und jedem ans Herz legen. Und viel lachen! Auch wenn einem nicht danach zumute ist.

Ich schau mir manchmal lustige Filme oder Sketche von Loriot an. Da kommt das Lachen automatisch und es tut soooo gut. Es ist nicht zu unterschätzen, da dadurch die sogenannten Glückshormone im Gehirn aktiviert werden, die ein gutes Gefühl erzeugen und gleichzeitig auch das Immunsystem kräftigen.

Was mich in diesen Zeiten auch gut unterstützt, sind die Massagen, die ich mir von einem Heilpraktiker geben lasse. Denn Massagen, die medizinisch notwendig sind – da gehören für mich extreme Verspannungen und Gelenkschmerzen dazu – dürfen gegeben werden! Und die Massagen haben einen zweifachen Effekt: Ich werde von Kopf bis Fuß wunderbar berührt und die Verspannungen und Schmerzen werden weniger. Dann fällt mir noch ein: Ich lasse mich sehr gerne von anderen Menschen inspirieren und höre Podcasts, z. B. von Laura Malina Seiler oder Veit Lindau. Bei Letzterem mache ich auch sehr gerne Seminare und spüre die Unterstützung, die sie mir geben.

Vielleicht ist ja die eine oder andere Anregung dabei? Das würde mich freuen!

Interview: Katja Rosenbohm
Beitragsbild: Sibylle Schütz, (c) privat


Sibylle Schütz’ Website und Profil in der VFLL-Datenbank


Weitere Angebote von Sibylle Schütz:

Bewegende Berührung (Massage- und Körpertherapie)
PRAXIS FÜR GEBORGENES SEIN (Ganzheitliche Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz)


Weiteres Interview mit Sibylle Schütz:
Unsere Aufgabe: Das freie Lektorat und den VFLL bekannter machen (2019)

Weitere Beiträge von Sibylle Schütz:
„Ich bin wirklich aus allen Wolken gefallen“ (2020)
„In Südafrika lebt es sich ganz ‚lekker‘“ (2020)
„Ohne Netzwerken kann ich mir meinen Beruf nicht vorstellen“ (2020)
„Manchmal brauche ich Zeit in meinen eigenen Welten“ (2020)
Die Interessen der Verbandsmitglieder vor der Politik vertreten (2019)
„Ich schau nur noch wenig fern“ (2019)


Weitere Blogbeiträge aus dieser Reihe:

„Das Suchen nach dem letzten Krümel Potenzial“ (2020)
„Ohne Netzwerken kann ich mir meinen Beruf nicht vorstellen“ (2020)
„Umwege erhöhen die Ortskenntnis“ (2020)
„Ich wollte Familienmediatorin werden“ (2020)
„Ohne Übung wird das nichts“ (2020)
Durchwursteln war gestern (2020)
„So aufgeregt wie beim ersten Mal war ich nie wieder“ (2019)

3 Gedanken zu „„Typisch gibt es bei mir nicht“

  1. Pingback: Business-Rückblick Januar 2023 – mein Rückblick in Zahlen

  2. Pingback: „Bei meinem ersten Buch habe ich es mit dem Gefühl des Verliebtseins verglichen“ - VFLL-Blog

  3. Pingback: „Der Name Textzicke passt ja auch irgendwie zum Lektorat“ - VFLL-Blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert