Mainzer Buchmesse der unabhängigen Verlage Sponsor Lektorenverband VFLL

Wie organisiere ich eine Buchmesse?

VFLL-Kollegin Petra Seitzmayer organisiert federführend die Mainzer Buchmesse der unabhängigen Verlage, die am 1. und 2. Juli 2016 erstmalig stattfindet; der VFLL tritt als Sponsor auf. Wie sie auf diese Idee kam und wie die Messe-Vorbereitung läuft, erzählt  Petra Seitzmayer in einem persönlichen Bericht.

Von Petra Seitzmayer

Am 24. und 25. April 2015 fand die Indiebook-Messe Die Buchmacher in der Petrikirche in Lübeck statt. Mir fiel ein Beitrag darüber sofort auf, weil Lübeck meine Heimatstadt ist. Und die Frage, ob eine ähnliche Messe nicht auch in meiner Wahlheimat Mainz möglich ist, kam mir in den Sinn.

Kurze Zeit später ergab es sich, dass ich mich mit Stefan Weidle vom Weidle Verlag unterhielt. Er hatte die Indiebook-Messe mitorganisiert. Stefan berichtete mir davon und schilderte mir auch, was nicht so gut funktioniert hatte. Das war insbesondere die Verzahnung mit den Buchhandlungen, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit: Leider kamen nicht so viele Besucher, was auf eine nicht ausreichende Information der Öffentlichkeit schließen lässt.

In diesem Gespräch Ende April 2015 war Mainz als Veranstaltungsort noch gar kein Thema, aber die Idee, auch hier eine Messe zu organisieren, ließ mich nicht mehr los. Auch wenn es hier schon drei Büchermessen gibt.

Eine davon ist die Mainzer Minipressen-Messe. Dort sind nicht nur Kleinverlage, sondern auch künstlerische Pressendrucke werden gezeigt. Diese Messe ist eine feste Größe in Mainz und findet alle zwei Jahre, neuerdings in der Rheingoldhalle, statt. Sie wird vom Gutenbergmuseum (Stadt) organisiert.

Dann gibt es die Mainzer Büchermesse. Sie findet jährlich im Rathaus statt und wird ebenfalls von der Stadt (Kulturamt) und der AG Mainzer Verlage organisiert. Hier stellen hauptsächlich Mainzer Kleinstverlage aus. Die Örtlichkeiten sind nicht optimal. In kleinen, dunklen Nischen müssen die Verlage hoffen, dass ein Besucher sie findet. Diese Messe wird nicht gut beworben, viele Bürger in Mainz wissen gar nicht, dass es sie gibt. Hinzukommt, dass die meisten Verlage ein Programm anbieten, das kein breites Publikum anspricht.

Die dritte Messe ist die Buchmesse Rheinland-Pfalz in der Lokhalle. Diese Messe wird von vier Verlagen zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) organisiert und vom Land finanziell unterstützt. Diese Messe fand 2016 erst das dritte Mal statt. Da das Land die jährliche Messe fördert, dürfen nur regionale Verlage ausstellen oder Verlage, die einen Bezug zu Rheinland-Pfalz haben (Autor oder Titel).

Ich wollte also etwas Eigenständiges organisieren, das nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Messen steht. Eine Zusammenlegung kam für mich daher nicht in Betracht. Ich hätte die Organisation aus den Händen geben müssen, und gerade das wollte ich nicht. Und ich wollte unabhängige überregionale Verlage nach Mainz holen, die regionalen haben ja ihre Plattform. Mit einem Programm, das eine breite Masse an Besuchern anzieht, weil es für Lesende, für Autoren, Lektoren, Übersetzer sowie für Buchwissenschaftler interessant ist. Klein, aber fein sollte es werden. Etwas, was sich einfach von den anderen Messen abhebt.

Diese Idee verfestigte sich immer mehr: überregionale unabhängige Verlage nach Mainz holen, Vielfalt in die Buchbranche bringen und dadurch Kultur fördern. Weil ich mir aber noch unsicher war, ob eine weitere Messe Sinn macht, fragte ich bei den verschiedensten Leuten nach. Das Feedback war durchweg positiv. Ich fragte Stefan Weidle, ob er sich in Mainz eine vergleichbare Messe wie in Lübeck vorstellen könne. Er bejahte das sofort. Und Anfang Juli 2015 bekam ich auch die Zustimmung von Britta Jürgs, Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung, die sich für eine vielfältige Verlags- und Literaturszene einsetzt.

Skepsis und Begeisterung

Im Juli 2015 begann ich, nach geeigneten Örtlichkeiten zu suchen. Gar nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Entweder waren sie zu klein, zu groß, zu teuer oder einfach nur für eine Buchmesse ungeeignet. Dann kam hinzu, dass viele Verantwortliche sehr skeptisch waren: Eine Lektorin, Freiberuflerin, geht durch die Stadt und will praktisch alleine eine Buchmesse organisieren. Wie geht das denn?

Stefan und Britta waren schon so weit, dass sie die Idee begraben wollten. Aber ich wollte nicht so einfach aufgeben. Schließlich hatte ich drei mögliche Veranstaltungsorte. Die Altmünsterkirche bekam sofort das Okay von Stefan und Britta. Das war genau das, was sie suchten und wo sie sich vorstellen konnten, die Messe zu veranstalten.

Schnell war ich mit dem Pfarrer der Altmünsterkirche einig geworden. Aufgeschlossen, wie er ist, war er sofort von der Idee begeistert. Jetzt gab es kein Zurück mehr, jetzt musste im Detail geplant werden.

Inzwischen war es Oktober. Ich stellte eine Liste der Verlage zusammen, die ich gerne dabei haben wollte. Diese Liste sprach ich mit Stefan und Britta ab. Anschließend schrieb ich die ausgewählten Verlage an. Die Resonanz war beeindruckend. Bald hatte ich die Mindestzahl von 15 Verlagen zusammen. Natürlich kamen auch Absagen, aber schnell war Ersatz gefunden.

Nun ging es weiter. Was brauchte ich noch? Ich wusste ja von den anderen Messen, dass die Öffentlichkeitsarbeit ganz wichtig war. Und ich brauchte ein Programm. Es musste ein Termin gefunden werden. Was war mit Genehmigungen? Darf man einfach so eine Messe veranstalten? Darf man Alkohol ausschenken? Darf man etwas verkaufen? Wie ist das mit dem Gottesdienst in der Kirche? Sponsoren mussten gefunden werden, Buchhandlungen mussten angeschrieben werden. Und klar, eine Website musste her. Ein riesiger Berg, der sich da scheinbar auftat.

Ende November 2015 stand zunächst das Programm und mit ihm der Name: Mainzer Buchmesse der unabhängigen Verlage. Wichtig bei dem Namen war mir, dass der Ort, die Art der Veranstaltung und die Teilnehmer sofort erkennbar sind und dass er sich von den anderen Buchmessen in Mainz unterscheidet. Die Messe sollte nur über zwei Tage gehen, eingebettet in Lesungen und Musik, und abschließen mit einer Podiumsdiskussion.

Kleines Budget, großes Engagement

Das Rechtliche hatte ich zuvor relativ schnell abgeklärt. Es war klar, es gingen als Tage nur Freitag und Samstag, alles andere hätte hohe Gebühren für Sondergenehmigungen und viel Papierkram bedeutet (Feiertagsgesetz, Ladenschlussgesetz, Schankgenehmigung etc.).

Der Termin – 1. und 2. Juli 2016 – war dann auch endlich gefunden und wurde den Verlagen mitgeteilt.

Jetzt musste das Programm mit Leben gefüllt werden. Das Problem ist, wir haben nur ein kleines Budget, bestehend aus den Standgebühren der Verlage, mit dem alle Fremdleistungen finanziert werden müssen. Das heißt, ich musste die Autoren und sonstigen Mitwirkenden so von dem Projekt überzeugen, dass sie bereit waren, ohne Honorar bzw. nur für ein kleines mitzumachen. Bisher ist es gelungen.

Aber ohne dieses Engagement der Beteiligten ginge es nicht. Ich bekomme weder vom Land noch von der Stadt Fördergelder, Sponsoren – außer dem Lektorenverband VFLL – habe ich bis heute nicht gefunden. Das mir zur Verfügung stehende Geld habe ich in eine gute Website, in Anzeigen und in Plakate/Flyer investieren.

Nachdem das Programm stand, die Verlage verbindlich zugesagt hatten, wurde die Website im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt und anschließend die Presse informiert. Ich habe viel Zeit investiert, um Kontakte zur regionalen Presse und zur Fachpresse aufzubauen. Das hat sich gelohnt. Anfang des Jahres kam ein Bericht in der Mainzer Zeitung, dann einer kurz vor der Leipziger Buchmesse im Börsenblatt. Jetzt wollen noch der BuchMarkt sowie weitere regionale Zeitungen darüber berichten. Man merkt, das Interesse an der Buchmesse wächst, und das Feedback ist grundsätzlich positiv. Inzwischen könnten doppelt so viele Verlage teilnehmen.

Schön wäre es noch, wenn sich weitere Sponsoren fänden. Unterstützer habe ich zum Glück viele. Dank ihrer Hilfe und ihres Einsatzes läuft das Projekt. Und dank der Zusammenarbeit mit Stefan und Britta.

Jetzt wünsche ich mir nur, dass die erste Mainzer Buchmesse der unabhängigen Verlage ein Erfolg wird und im nächsten Jahr fortgesetzt werden kann.


Petra Seitzmayers Website und Profil im VFLL-Verzeichnis


Weitere Blogbeiträge zu regionalen Buchmessen:

Klein, aber fein – die Regionalbuchmesse Oberpfalz (Regionalbuchmesse Oberpfalz 2019)
„Wir finden jeden Wurm im Apfel“ (BuchBerlin 2018)
BuchBerlin: Groß und familiär (BuchBerlin 2017)
Kultveranstaltung: Die Mainzer Minipressen-Messe (Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen 2017)
1. RegensBUCH: Büchermenschen unter sich (RegensBuch 2016)
Wie organisiere ich eine Buchmesse? (Mainzer Buchmesse 2016)

4 Gedanken zu „Wie organisiere ich eine Buchmesse?

    1. Jürgen Kipp

      Liebe Frau Seitzmayer,
      großes Lob für den Beitrag. Ich wünsche allen ausstellenden Verlagen viele anregende Gespräche, viel Besuch und viele Verkäufe und Ihnen viel Glück. Mit bibliophilen Grüßen, Ihr Jürgen Kipp

      Antworten
      1. Petra Seitzmayer

        Lieber Herr Kipp,

        Ihr Lob freut mich ganz besonders, sind Sie doch jemand, der das schon seit vielen Jahren mit großem Erfolg macht. Sie wissen, was dahintersteckt. Von Ihnen kann ich noch viel lernen, von daher bin ich immer für Anregungen, Tipps und Ratschläge dankbar. Es gibt immer etwas, was man verbessern kann, da profitiere ich gerne von Ihren Erfahrungen.

        Auf jeden Fall würde ich mich über Ihr Kommen freuen.

        Herzliche Grüße

        Petra Seitzmayer

        Antworten

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