Rezension Berufsprofilierung. Ein Praxisbuch für Akademikerinnen und Akademiker

Rezension: Berufsprofilierung für nachhaltigen Erfolg

Orientierung für Akademikerinnen und Akademiker, insbesondere für das Arbeitsfeld wissensintensive und kulturelle Dienstleistungen, bietet ein Buch von VFLL-Mitglied Sonja Hilzinger.

Von Cornelia Berens

HochschulabsolventInnen scheiden aus dem Wissenschaftsbetrieb aus, einige freiwillig auf der Suche nach für sie passenderen Herausforderungen, andere gezwungenermaßen wegen fehlender Planstellen­ – so auch vor längerer Zeit VFLL-Mitglied und BücherFrau Sonja Hilzinger, die habilitierte Autorin des Ratgebers, die aus der Not mehr als eine Tugend gemacht hat und am innovationsfreudigen Standort Berlin zur gefragten Beraterin für die (frei)berufliche und unternehmerische Profilierung von AkademikerInnen wurde. Wer aus so reicher Erfahrung als gestandene Hochschulfrau und engagierte Netzwerkerin spricht, kann meistens überzeugen. Hilzingers ganzheitlich orientiertes Werk „Berufsprofilierung. Ein Praxisbuch für Akademikerinnen und Akademiker“ schließt mit seinem geschlechterdifferenten profiling auf dem riesigen Buchmarkt der BeraterInnen-Literatur die empfindliche Lücke im Berufs- und Arbeitsfeld der „wissensintensive[n] und kulturelle[n] Dienstleistungen“ (S. 9).

Das Buch ist gedacht für „AkademikerInnen, die sich in nachhaltiger Biografiearbeit mit der Profilierung individueller Tätigkeitsbereiche beschäftigen wollen“ (S. 27). Es unterstützt alle, die den „Perspektivenwechsel von «was kann ich?» zu «für welches Problem habe ich die Lösung?»“ (S. 33) als Herausforderung annehmen und gestalten wollen.

In neun nachvollziehbar strukturierten, durch einleitende Zusammenfassungen und viele Zwischenüberschriften gut lesbaren Kapiteln entwirft Hilzinger das Panorama eines selbstbestimmten Berufslebens. Über Chancen und Risiken, wenn es gilt „Selbstverwirklichung und Erwerbstätigkeit“  (S. 24) miteinander zu verschmelzen, informiert sie mit fundiertem Hintergrundwissen, akademisch eben, denn der Ratgeber ist zugleich eine spannend zu lesende, jargonfreie sozialwissenschaftliche Studie über den derzeitigen und den prognostizierbaren Arbeitsmarkt für AkademikerInnen. Entlang anschaulicher Beispiele aus ihrer Beratungspraxis erläutert die Autorin, wie man, aber hier vor allem auch FRAU, mithilfe der von ihr entwickelten Methode der Profilierung, also einer aktiven und bewussten Gestaltung, allmählich zu einer sinnvollen und das heißt erfolgversprechenden Verbindung von Mensch und Berufung, von „Person & Profession“, kommen kann.

Vom Markt her denken

Wie vor allem FRAU der zunehmenden Prekarisierung der sogenannten Kreativwirtschaft in „flexible[r] Planwirtschaft“ (S. 146) vorausschauend gegenübertritt und wie sie lernt, „vom Markt her“ (Kap. 8) zu denken, sind weitere Themen. Auf 180 wirklich bereichernden Seiten  geht es außerdem darum, wie Frauen ihre Kompetenzen wahrnehmen und kritisch überprüfen, ihre Wertorientierung (Stichwort: Berufsethos der Freien Berufe) und Motivationen klären, Veränderungswünsche und vor allem realisierbare Ziele mit einer „arbeitsökonomischen Haltung“ (S. 162) verbinden und neue ganz individuelle Berufsprofile „durch Differenzierung und Spezialisierung aus bereits bestehenden […]  oder […] auf konkrete Bedarfe hin neu entwickeln“ (S. 31).

Hilzinger arbeitet in ihrer dialogisch orientierten Beratung und auch im Buch mit klug komponierten, integrativen Ansätzen für ihre LeserInnen und KlientInnen. Hervorzuheben sind hier die systematisch zu erarbeitende „Lernbiografie“ (vor allem Kap. 4.2 „Lernprozesse und Biografiearbeit“), die in die aktive „Biografiearbeit“ (Kap. 4, 5 und 6) mündet. Diese wiederum erhält durch „Visionsarbeit“ (Kap. 7) ihren Kurs, wird ausgestaltet, konkretisiert und reflektiert: „Stellen Sie sich einen ganz bestimmten Tag in Ihrem zukünftigen Leben ganz genau vor.“ (S. 120)

Solide, souverän und sicher agieren wir, wenn wir die „Lösungswege aus Problemzonen“ (S. 149) beherzigen, die Hilzinger uns im letzten Kapitel zur praktischen Arbeitsorganisation vorschlägt: „Es geht zum einen um das Verhältnis von Geldwert und Selbstwert, zum zweiten um die Entwicklung einer Haltung der Arbeitsökonomie und zum dritten um den Umgang mit Stress in einem hochgradig „unsicheren“ Arbeitsalltag, in dem Über- und Unterforderung praktisch täglich wechseln können.“  (S. 150)

Eine persönliche Bemerkung zum Schluss: Mit stiller Freude und weitgehender Zustimmung habe ich die Abschnitte des Buchs (in Kap. 6) gelesen, in denen die Relevanz früher „Frauenprojekte“ (S. 94) für die Diskussion beruflicher Selbstständigkeit betont und eine Traditionslinie aufgezeigt wird: Leben und Arbeiten an qualitativen Aspekten zu orientieren und mit alternativer Ökonomie und nachhaltiger Wirtschaft „gute Geschäfte“ zu machen.

Sonja Hilzinger: Berufsprofilierung. Ein Praxisbuch für Akademikerinnen und Akademiker

Verlag Barbara Budrich, Opladen, Berlin & Toronto 2013
ISBN 978-3-8474-0061-5 (Paperback), 180 Seiten, 19.90 Euro
eISBN 978-3-8474-0319-7 (eBook), 15.99 Euro

www.sonjahilzinger.de

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert