Lektorenverband VFLL beim VdÜ-Jubiläum im Lessing-Theater Wolfenbüttel

Literaturübersetzer: Chapeau zum 60-jährigen Bestehen

60 Jahre – ein sehr gutes Alter, besonders für einen Verband. Dieses Jubiläum hat der Verband der Literaturübersetzer VdÜ gebührend begangen. Mitglieder des VFLL feierten mit dem Kooperationspartner im Lessing-Theater Wolfenbüttel.

Von Sabine vom Bruch

Nicht nur ausgelassen, geistreich und unterhaltsam war diese Geburtstagsfeier, sondern auch in würdigem Rahmen im frisch renovierten Lessing-Theater in Wolfenbüttel. Zum Jubiläum war die jährliche Tagung des Verbands der Literaturübersetzer (VdÜ) Ende Juni um einen Festtag erweitert worden. In Redebeiträgen und der Festschrift wurden die Verdienste und Leistungen des VdÜ in dieser langen Zeit seines Bestehens selbstbewusst herausgestellt. Nach Schlaglichtern auf die Verbandsgeschichte durch den 1. Vorsitzenden Hinrich Schmidt-Henkel feierte die Verlegerin, Lektorin und Literaturagentin Elisabeth Ruge mit ihrer eindrücklichen, sehr persönlichen Festrede über den Zauber des Literaturübersetzens diese hohe Kunst. Nach der Vorstellung der Festschrift „Souveräne Brückenbauer“ durch ihre Herausgeberin Helga Pfetsch war die Bühne frei für einen Herrn mit Hut in grau-weißer Kleidung: Frank Klötgen. Der eher kleine Schauspieler füllte die Bühne mühelos mit seiner Stimme, seinem Geist, seinem Witz, seinem Dialekt und Berliner Lokalkolorit, seiner Mimik, seinen Gesten. Er trug neu geschaffene Gedichte aus mehr oder weniger bekannten Gedichtzeilen vor. Und wir im Publikum durften raten, lachen, entdecken und kombinieren oder uns einfach köstlich amüsieren. Kein Amuse-Gueule zur traditionellen Party in der Ku-Ba-Halle, die im Anschluss daran gefeiert wurde – nein ein sorgfältig komponiertes und perfekt vorbereitetes und ausgesprochen wohlschmeckendes Menü!

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Der Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, kurz VdÜ, ist eines der bedeutenden Verbandsgeschwister des Lektorenverbands VFLL. Uns eint die Arbeit am Text, uns eint der berufliche Kontakt zu Autoren und Verlagen und uns eint der Kampf um angemessene Bezahlung sowie das Dasein als Solo-Selbstständige.

Und doch ist bei den Übersetzern so manches anders. Ein großes Verdienst intensiver Lobbyarbeit einzelner Übersetzer ist die Einrichtung des Deutschen Übersetzerfonds, der neben Übersetzungsstipendien auch Institutionen und Fortbildungsseminare wie das Übersetzerkolleg im niederrheinischen Städtchen Straelen finanziert – ein, wie ich hörte, paradiesisches und zugleich fachliches Refugium für Übersetzer – und das literarische Kolloquium Berlin (lcb) mit seinem abwechslungsreichen Veranstaltungs- und Seminarprogramm, das den Austausch fördert. Dies – und einiges mehr – ist nachzulesen in der Festschrift „Souveräne Brückenbauer – 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer“.

Freies Lektorat im Wandel

Die Übersetzerinnen und Übersetzer sind in verschiedenen Verbänden und Gruppierungen organisiert. Neben dem VdÜ gibt es den BDÜ, in dem sich vorrangig Übersetzer nicht literarischer Texte sowie Dolmetscher versammeln, und weitere Gruppierungen wie den ADÜ Nord. Im Unterschied zum VFLL ist der VdÜ eine Sparte des VS, des Verbandes deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft ver.di. Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren ist hingegen ein selbstständiger Berufsverband.

Im Vergleich zum VdÜ ist der VFLL mit seinen gerade einmal 14 Jahren Verbandsgeschichte ein Jungspund. Und doch hat sich schon in dieser kurzen Zeit unser Berufsbild sehr gewandelt – bedingt etwa durch das Outsourcing vieler festangestellter Verlagslektoren. So hat sich etwa das Angebotsspektrum freier Lektoren und Lektorinnen um Leistungen wie die digitale Aufbereitung von Büchern für E-Books und um Projektmanagement erweitert. Zudem arbeiten immer mehr VFLL-Mitglieder inzwischen für andere Auftraggeber abseits des Buchmarkts, etwa für Behörden und die freie Wirtschaft. Doch eines bleibt: Unsere Sprachexpertise und unsere Beratungskompetenz, mit deren Hilfe wir für korrekte und ansprechende Texte sorgen.

Bild: Ebba Drolshagen/VdÜ

Der VdÜ im Internet: www.literaturuebersetzer.de

Homepage der Autorin: www.freies-lektorat-sabine-vom-bruch.de

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