Lektorenverband VFLL Workshop Recherche Albrecht Ude

„Kniffelig oder gar Expertenarbeit“ – Fact Checking und Quellenprüfung im Internet

Albrecht Ude arbeitet als Journalist, Researcher und Recherchetrainer und hat bereits zwei Recherche-Seminare für den VFLL in Berlin gegeben. Sein Schwerpunkt liegt auf Recherchen im Internet. Bei den Lektorentagen 2017 leitet er den Workshop „Recherche – Mehr als nur Google und Wikipedia nutzen“. Er rät allen, die das Gefühl haben, sich zu stark auf Google zu verlassen, es einmal eine Woche ohne Google zu probieren.

Herr Ude, auf Ihrer Website schreiben Sie, internetbasierte Recherche bedeute mehr, als nur bei Google zu schauen. Warum sollte man sich bei Internetrecherchen nicht allein auf Google verlassen?

Suchmaschinen wie Google können nur einen ganz kleinen Teil des Internets erreichen, das sogenannte Oberflächenweb (SurfaceWeb). All das, was man zu sehen kriegt, wenn man nur mit Mausklicks navigieren kann. Der größere Teil des WWW, das „Deep Web“, bleibt Suchmaschinen verschlossen, also braucht man andere Suchwerkzeuge. Aber selbst das Oberflächenweb wird von keiner Suchmaschine vollständig erschlossen, auch von Google nicht. Für viele Recherchen empfehle ich daher einen Mix aus Suchmaschinen: Bing, Google und Yandex als drei große Universalsuchmaschinen, Duckduckgo, IxQuick und Metager als Metasuchmaschinen, die die anderen, unbekannteren Suchmaschinen abgrasen.

Es wird immer wieder darauf verwiesen, die Wikipedia sei keine (verlässliche) Quelle. Stimmt das und wenn ja, warum ist das so?

„Wikipedia is not for first-hand information!“ hat ein Kollege und Pulitzer-Preisträger mal gesagt. Meiner Meinung nach hat er damit recht. Aber bei der Recherche sollte man immer versuchen, Informationen aus erster Hand zu bekommen.

Inwieweit kann die Wikipedia dennoch nützlich sein, beispielsweise auch für die Arbeit von freien Lektorinnen und Lektoren?

Wikipedia ist keine Quelle, kann aber zu Quellen führen. Alles in Wikipedia Geschriebene soll belegt sein, und diese Belege muss man sich eben anschauen. Außerdem sind Wikipedia-Einträge intern hoch vernetzt und gut verschlagwortet. Damit hilft die „freie Enzyklopädie“ dabei, Wissen zu kontextualisieren.

Welchen Stellenwert haben die sozialen Medien unterdessen für Recherchearbeiten?

In den sozialen Medien sind ganz wichtige Nachrichtenströme entstanden. Dort schreiben ja nicht nur „Laien“, sondern je nach Situation Augenzeugen, Betroffene, Experten. Dort gibt es Informationen zu vielen, gerade aktuellen Themen. Deswegen sind die sozialen Medien wichtige Rechercheräume. Selbstverständlich muss man selbst die Kompetenz haben, das dort Gefundene kritisch auf Verwendbarkeit und Wahrheitsgehalt zu prüfen: Quellenprüfung und Fact Checking. Das ist oftmals kniffelig oder gar Expertenarbeit.

Interview: Herwig Frenzel

http://www.ude.de

https://einewocheohne.wordpress.com/

Workshop im Rahmen der Lektorentage: Recherche – Mehr als nur Google und Wikipedia nutzen

Blogartikel zum Thema Recherche: Die Legende vom AKW auf der Pfaueninsel

2 Gedanken zu „„Kniffelig oder gar Expertenarbeit“ – Fact Checking und Quellenprüfung im Internet

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